GRUNDSTEIN/ BACHELORARBEIT

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Einleitung

Im Sommersemester 2013 stellte sich mir die Frage auf welches Thema stürze ich mich in meiner Bachelorarbeit (Kommunikationsdesign/ Hochschule Niederrhein/ Fachbereich 02)? Was stößt mir in meiner Heimatstadt so sauer auf, dass ich mich drei Monate ausschließlich mit diesem einen Problem und seiner Lösung beschäftigen kann?

Der Abriss des Stadtwerketurms schien beschlossene Sache – für mich aber so nicht hinnehmbar. Er ist mehr als nur ein ungenutzter Schornstein, er ist Wahrzeichen und Landmarke, er zeigt wo Duisburg ist – leuchtet nachts weit über die Stadtgrenze hinaus. Selbst Menschen aus den Nachbarstädten sehen ihn als Standortmarkierung – wissen wenn sie ihn sehen – da ist Duisburg. Der Abriss des Stadtwerketurms wäre fatal, Duisburg würde ein stückweit sein Gesicht verlieren, man denkt in Paris doch auch nicht mehr darüber nach den Eiffelturm abzubauen.

Auszüge aus meiner BA Thesis

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2. Briefing | Auftrag

2.2 Auftrag

Meine Aufgabe ist, sämtliche Kommunikationsmaßnahmen der Bürgerinitiative Herz der Stadt zu gestalten. Es soll ein einheitliches Bild mit hohem Wiedererkennungswert geschaffen werden, welches die Zielgruppe ansprechen soll und den Kerngedanken – der Turm ist ein schützenswertes Wahrzeichen für Duisburg – der Bürgerinitiative fokussiert.

3. Analyse | Wahrzeichen

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3.2 Wahrzeichen und Landmarken

[ …] Wahrzeichen sind also Symbole, die stellvertretend für etwas stehen. Eines der berühmtesten Wahrzeichen einer Stadt ist der Eiffelturm in Paris. Man assoziiert ein bestimmtes Bauwerk mit der Stadt, in der es steht. Ein Wahrzeichen ist so prägnant, dass es oft das Erste ist, woran man denkt, wenn man den Namen der Stadt hört. Man denkt bei Paris eben sofort an den Eiffelturm. [ …]

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3.2.2 in Duisburg

[ …] In diese Reihe der Industriedenkmale im Ruhrgebiet gehört der lange Lulatsch. Er ist kein künstlich geschaffener Bau, der den Menschen als Wahrzeichen aufgebrummt wird, sondern er hat diese Berechtigung, durch seine Rolle in der Geschichte Duisburgs. Die Menschen haben sicher nicht von Anfang an ein positives Gefühl mit ihm verbunden, doch hat die Zeit uns offener gemacht und spätestens seit der IBA schätzen die Menschen im Ruhrgebiet die Geschichte ihrer Region, stehen zu ihr und identifizieren sich mit ihr.  

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3.6 Fazit

Der lange Lulatsch ist, aufgrund seiner Präsenz im gesamten Stadtgebiet und seinem hohen Wiedererkennungswert durch die Illumination bei Nacht, als Wahrzeichen der Stadt Duisburg zu schützen. Die Tatsache, wie in der Vergangenheit mit Denkmalschutz in Duisburg umgegangen wurde, macht es notwendig, sich für den Erhalt des Turms einzusetzen. Die identitätsstiftende Wirkung seinerseits, sollte durch die Stadt positiv genutzt werden, da Wahrzeichen für die Identifikation mit einer Stadt wichtig sind und man hier eines hat, welches nicht erst gebaut werden muss, sondern bereits existiert und schon den nötigen Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung aufweisen kann.

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7. Strategie

Es wird drei Projektphasen geben. Die erste Phase beschäftigt sich mit der Präsenz des Turms, die Aufmerksamkeit der Bürger soll geweckt werden. In der zweiten Phase geht es um Aufklärung, die BI stellt sich und ihr Ziel vor. Die ersten Mitmach-Aktionen werden gestartet. In der dritten Phase geht es darum, dass sich die Bürger einbringen und Aktionen begleiten. Die letzte Aktion wird ein Protestmarsch sein, sozusagen der große Knall.

In der ersten Projektphase wird der Turm überall in der Stadt sichtbar gemacht werden, d.h. durch Reverse Graffiti1 vor allem an Stadtwerkeeigentum (Stromkästen und Laternen), aber auch auf dem Boden in der Fußgängerzone und an schmutzigen Fassaden, wird der Turm als Piktogramm sichtbar. In der Nähe von Orten, von denen aus der Turm sichtbar ist, werden Markierungen angebracht, die dem Betrachter sagen, wie viele Schritte er noch gehen und in welche Richtung er blicken muss, um den Turm zu sehen. Dadurch ist der Turm überall in der Stadt präsent und die Bürger werden ständig mit ihm konfrontiert. So soll der Turm, auch wenn er eigentlich nicht im Blickfeld der Bürger liegt, ihnen immer wieder erscheinen. Außerdem wird das Logo der Bürgerinitiative in Kombination mit dem Turm gezeigt (ebenfalls als Reverse Graffiti), um die Verbindung zu der Aktion deutlich zu machen. Das Logo wird an allen Standpunkten der teilnehmenden Unterstützer vor den Eingängen angebracht. Somit wird der Dreck, den u.a. der Turm verursacht hat, gesäubert, also positiv umgewandelt – was bleibt ist das Wahrzeichen. Außerdem geht der Blog der BI online und es wird eine Facebookseite erstellt. Diese bietet für die unterschiedlichen Unterstützer der Initiative den Raum, sich unabhängig von der jeweiligen Lebenssituation »zu treffen« und das gemeinsame Ziel voranzutreiben. In dem Blog wird über die Aktionen im öffentlichen Raum berichtet, es gibt Making-Off-Fotos und -Videos, Merchandiseartikel, wie Aufkleber, Buttons, Jutebeutel, T-Shirts und vor allem den Aufruf, mitzumachen. Außerdem werden hier sämtliche Termine für Diskussionsabende und die weiteren Protestaktionen bekannt gegeben. Die Bürger können sich also online über Facebook oder den Blog mit der Gruppe in Verbindung setzen und so zu einem aktiven Teil der Gruppe werden oder sich zumindest informieren. Die lokale Presse wird zeitgleich mit der ersten Aktion ins Boot geholt, um über die BI aufzuklären und die Bürger zu informieren.

Die zweite Projektphase beginnt am 06. Juli 2013, in der Nacht der Industriekultur. Für diese Nacht sind Mahnwachen am Rathaus geplant. Die Teilnehmer stellen Grablichter auf, die so angeordnet werden, dass sie den Turm darstellen. So greift man die Illumination des Turms auf und hat durch die Grabkerzen ein Symbol für das Sterben der Identität der Stadt. Hierzu wird die regionale Presse eingeladen. Vom Rathaus aus sind es nur wenige Gehminuten in die Innenstadt und den Innenhafen, wo an diesem Abend die zahlreichen Veranstaltungen der Extraschicht besucht werden können. Die Unterstützer tragen die T-Shirts der Bürgerinitiative; in den Kneipen, Bars und Cafés werden Bierdeckel mit Logo und Blogadresse ausliegen. Es werden Infoständer mit Flyern und Postkarten aufgestellt. Die Postkartenaktion ist eine Protestaktion, ähnlich wie eine Unterschriftensammlung, jedoch mit einem höheren emotionalen Wert. Hier haben die Bürger die Möglichkeit, ihre persönliche Verbundenheit zum Turm darzulegen, um den Verantwortlichen zu zeigen, welchen emotionalen Wert der Turm trägt.

Die Postkarten sind an den Oberbürgermeister der Stadt adressiert. Sie befinden sich in einem Ständer, der gleichzeitig als Briefkasten fungiert. Dieser wird wöchentlich von einem Mitglied der BI geleert und die Karten werden im Rathaus abgegeben. Im nächsten Schritt wird es Infostände geben, an denen die Bürger die Möglichkeit haben, sich zu informieren und in persönlichen Kontakt zur Bürgerinitiative zu treten. Hier werden Flyer, Postkarten und Aufkleber ausliegen, damit die Botschaft in die Welt getragen wird. Weiterhin werden bei den Infoständen oder auch bei den Unterstützern, T-Shirts, Jutebeutel und Buttons günstig zum Verkauf angeboten, damit jeder die Möglichkeit hat diese Botschaft persönlich weiter zu tragen und sich mit der BI zu identifizieren. Die Infostände werden an Samstagen und verkaufsoffenen Sonntagen in der Innenstadt aufgestellt.  [ …]  Diese Phase ist gespickt mit weiteren kleinen Aktionen: es wird Flashmobs4 geben, an Orten von denen aus man den Turm sehen kann. Dies wird zu dem Zeitpunkt geschehen, wenn der Turm seine Lichter anmacht. Außerdem wird es Turmführungen durch verschiedene Stadtteile geben, hier werden die Orte besucht, von denen aus man die perfekte Sicht auf den Turm hat. In der dritten und letzten Phase werden die Demoplakate verteilt, die Demo soll am Abend des 07.09.2013 stattfinden. Dies ist der letzte Samstag, bevor sich der Rat der Stadt entscheiden muss, ob der Turm auf die Liste der Denkmale gesetzt wird oder nicht. Hier soll den Verantwortlichen noch einmal deutlich gemacht werden, dass der Turm das wichtigste Wahrzeichen für Duisburg ist. Der Protestmarsch wird vom Rathaus aus, durch die Innenstadt, bis zum Turm gehen. Dort wird es zum Abschluss eine Open-Air-Party auf dem Platz vor dem Theater am Marientor geben.

Die Strategie kann man folgendermaßen zusammenfassen:

1. Aufmerksamkeit + Aufklärung

2. Aktionen + Aufklärung

3. Aufschrei (Protest)

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8. Gestaltung

8.1 Leitidee

Die Leitidee der Gestaltung ist: Zeichen setzen. 

Diese ergibt sich zum einen daraus, dass die Bürger sich für ihre Interessen (Erhaltung des Turms) einsetzen, also durch ihren Protest ein Zeichen setzen und zum anderen daraus, dass das Ziel, die Rettung des langen Lulatsch als Wahrzeichen für die Stadt Duisburg ist.

 

 

 

 

3 Gedanken zu „GRUNDSTEIN/ BACHELORARBEIT

  1. Der Turm bedeutet für mich “Heimat”, bin in Duisburg geboren.
    Viele Wahrzeichen hat man uns schon genommen,Gläserner Hut, Mr.Softy Getreidespeicher, Mercatorhalle.Wenn das so weitergeht, weiß ich nicht mehr, was der Begriff “Heimat” bedeutet, wenn alles Vertraute weg ist……:-(

  2. Toi – toi – toi —- für den Erfolg der wissenschaftlichen Arbeit!!! Und für den Erhalt des Stadtwerketurms, der mir auch sehr am Herzen liegt!

  3. Ich erinnere mich noch wie ich als kleiner Junge abends auf der Heimfahrt im Auto meiner Eltern immer darauf gewartet habe den grünen Turm aus der Ferne von der Autobahn zu sehen.

    Dann wusste ich: Wir sind gleich Zuhause!

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